HOTRODS
HOTRODS
/ Sep282018Hot Rods sind ein einzigartiges Phänomen. Ihre Geschichte erzählt von illegalen Straßenrennen, fantasievollen Schraubern und dem Gefühl, mit 160 Sachen durch ein ausgetrocknetes Seebett zu rasen. Kein Wunder, dass ein echtes Hot Rod bis heute der Traum vieler Rock’n’Roller ist. Bei manchen, so wie bei Ex-Stray-Cat Brian Setzer, bleibt es nicht beim Traum.Geboren aus Not und Langeweile herausHot Rods werden mit Vorliebe mit den 50er Jahren in Verbindung gebracht. Dabei reicht ihre Geschichte gut zwanzig Jahre weiter zurück in ein Amerika, das sich fest im Würgegriff der Great Depression befindet. Millionen Arbeitslose, die das Land auf der verzweifelten Suche nach einem Job durchstreifen, prägen das Bild. Das Geld ist knapp und wer seinen Spaß haben will, muss zusehen, dass dieser möglichst wenig kostet.
In dieser Situation sind es vor allem junge Männer in Südkalifornien, die sich auf die Suche nach alten Autos machen – neue sind für sie in der Regel unerschwinglich. Meist handelt es sich bei den Fundstücken um Ford Model Ts oder As. Die müssen in vielen Fällen generalüberholt werden, damit sie sich überhaupt von der Stelle bewegen. Die dafür notwendigen Teile finden sich auf Schrottplätzen, anschließend wird geschraubt und gehämmert, was das Zeug hält. Ziel des Ganzen ist weniger, mit dem fertigen Wagen die Milch beim Krämer abzuholen. Stattdessen geht es den jungen Fahrern vor allem darum, gegeneinander in Rennen anzutreten.Klassische Hot Rods basieren oft auf einem Ford Model TEin alter Ford ist wegen seines geringen Gewichts hervorragend für diesen Zweck geeignet, vor allem, wenn er zusätzlich tiefergelegt wird. Hotrodder montieren kleine Reifen vorne und große hinten. Zudem entfernen sie alle potenziellen Langsammacher, die nicht unbedingt notwendig sind – Windschutzscheibe eingeschlossen. Dann nehmen sie Korrekturen an Vergaser und Zündung vor und ergänzen den Wagen um sogenannte “speed parts”. In den 30er Jahren kommt es außerdem in Mode, den Originalmotor gegen einen der noch relativ neuen Ford V8-Motoren zu tauschen. So lassen sich 100 Meilen pro Stunde und mehr erreichen – und das bei einer Sicherheitsausstattung, die kaum über die eines heutigen Fahrrads hinausgeht.
SLIDESHOW “Rumble59 goes Hotrodding”
Racing in the Streets – die ersten Hot-Rod-Rennen
Zunächst waren Hot-Rod-Rennen in der Regel mehr oder weniger spontane Angelegenheiten nach dem Motto “Treffen sich zwei an einer Kreuzung…”. Doch schon am 25. März 1931 findet das erste organisierte Rennen statt – wie die meisten folgenden in einem der vielen ausgetrockneten Seebetten rund um LA. Ein paar Jahre später gründet sich der älteste Hot Rod Club der Automobilgeschichte, die legendären “Outsiders”.Alles, was Hot Rods langsamer macht, wird entferntDer Name passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Denn das Fahren von Hot Rods gilt früh als bevorzugte Tätigkeit junger und abenteuerlustiger Rebellen jenseits des Mainstreams. Manche verdächtigen die Fahrer sogar einer gewissen Todessehnsucht. Tatsächlich sind Rennen wie jene, die bis 1938 am Lake Muroc stattfinden (dann macht die Armee dem Spektakel ein Ende), eine hervorragende Gelegenheit, sich umzubringen – nicht nur wegen der für die damalige Zeit aberwitzigen Geschwindigkeiten, sondern auch, weil die Fahrer durch den von den Fahrzeugen aufgewirbelten Staub kaum noch etwas sehen. Dass Rennen regelmäßig nachts stattfinden, macht die Sache nicht ungefährlicher.
Die 40er- und 50er-Jahre – Hochzeit des Hotrodding
Unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg kommt Hotrodding in der zweiten Hälfte der 40er Jahre so richtig in Schwung. Eine wichtige Rolle dabei spielen die Soldaten, die jetzt von der Front zurückkehren. Sie sind oft mit neuen technischen Fähigkeiten ausgestattet und haben Geschichten ihrer Kameraden aus Kalifornien über abenteuerliche Autorennen mit selbst gebastelten Fahrzeugen im Kopf. Zusätzlich eröffnen die vielen nun verlassenen Flughäfen im Land neue Möglichkeiten, feste Bahnen für Rennen zu nutzen. Damit wird Hotrodding zu einem landesweiten Trend.Mit der zunehmenden Begeisterung unter jungen Männern für Hotrods nehmen auch illegale Straßenrennen zu, die immer wieder Leben kosten. Das hat Folgen: Die eine davon ist, dass Hotrodding in der Öffentlichkeit noch stärker als früher mit Kriminalität gleichgesetzt wird. Auf der anderen Seite bemühen sich Mitglieder der “Szene”, ihrem Hobby einen respektablen Anstrich zu geben. 1948 findet die erste Hot Rod Exhibition statt, zur ungefähr gleichen Zeit wird das HOT ROD Magazine das erste Mal veröffentlicht. Drei Jahre später formiert sich die National Hot Rod Association. Rennen finden nun auch auf speziell angelegten Parcours statt, den sogenannten “Drag Strips”. Dass das nicht auf jeden rebellisch veranlagten Fahrer die gleiche Anziehungskraft hat wie ein spontaner illegaler Zweikampf bei Mondschein, ist klar.